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Der neue Schalthebel

Tjä ...und dann kam Fredi eines Tages mit dem Auto. Mit seinem eigenen, neuen VW-Käfer. Himmelblau. Und wie stolz er war. Alle mußten wir unsere Arbeit sofort beenden und das gute Stück bewundern. Das sollten wir noch häufiger tun müssen; immer dann, wenn Fredi wieder 'mal etwas an seinem Auto umgebaut hatte...

Und der erste Umbau stand auch direkt ins Haus: Irgendeiner der Kollegen hatte beim Bestaunen von Fredis neuem Auto die unvorsichtige Bemerkung fallenlassen, daß der Schalthebel des Käfers so "schrecklich" lang sei und daß man den Wagen deshalb nicht "sportlich" schalten könne. Und deshalb brauchte Fredi jetzt also umgehend einen neuen Schaltknüppel.

Nun gab es diese "Sportknüppel" damals in der Autozubehör-Abteilung eines jeden Supermarktes zu kaufen. Also stellten wir Fredi in Aussicht, daß er einen solchen neuen Schalthebel von uns zu seinem anstehenden Geburtstag bekommen würde. Fredis Geburtstag kam; er rollte mit seinem himmelblauen Käfer über den Deich ins Schwimmbad, parkte das Auto und begann seinen Dienst nach ausgiebiger Frühstückspause ("Erst äbn 'n lütten Paus mak'n!"), in der wir ihm sein Geburtstagsgeschenk, den erwarteten "Sport-Knüppel", überreichten.

Da kein allzu reger Betrieb herrschte, trollte sich Fredi gen Auto und begann, den eingebauten Schalthebel mittels der dem neuen "Sportknüppel" beigelegten kleinen Pucksäge zu bearbeiten. Wer schon einmal versucht hat, eisgehärteten Schwedenstahl mit einer solchen Säge zu sägen, der weiß, daß er keinen Erfolg haben würde. Und so gab er nach etwa einer Stunde frustriert auf und schlurfte mißmutig in die Schwimmeisterei, wo er natürlich gefragt wurde, wieso er denn an seinem Geburtstag mit einem Gesicht 'rumlaufe, daß man Angst haben müsse, er trete sich beim Laufen auf den eigenen Unterkiefer.

Er erzählte von seinen erfolglosen Sägeversuchen mit der albern kleinen Pucksäge und ich versprach ihm, nach einer Lösung zu suchen. Diese fand ich umgehend bei unserem dreifachen Meister (Schlossermeister, Schmiedemeister und Hausmeister). Der hatte nämlich eine Flex. Und er versprach mir, den alten Knüppel abzuflexen. Also ließ ich ihm Fredis Autoschlüssel da und trollte mich zurück an meine eigentliche Arbeit.

Abends wurde ich wieder an diesen Umbau erinnert. Fredi schlich wie ein begossener Pudel in die Schwimmeisterkabine und stammelte: "Mein Knüppel is wech!" Keiner verstand, was er eigentlich ausdrücken wollte. Er wiederholte nur, weinerlich vor sich hin stammelnd immer wieder: "Mein Knüppel is wech! Einfach wech!" Wir begleiteten ihn neugierig zu seinem Auto, da er uns in diese Richtung dirigierte, und er zeigte auf die leere Stelle zwischen den Vordersitzen. "Da, der Knüppel is' wech!"

Und da fiel es mir wieder ein, was ich in der Hektik der vergangenen Stunden völlig vergessen hatte. Der Hausmeister hatte, wie versprochen, den alten Schaltknüppel abgeflext ...und damit war für ihn der Fall ja erledigt. Mich hatte er wohl nicht in meiner Kabine angetroffen; daher hatte er die Autoschlüssel hingelegt und hatte sich anderen Aufgaben zugewandt. Und ich wußte nicht, daß alles für den Einbau des neuen "Sportknüppels" vorbereitet war, welcher in einer Schublade meines Schreibtisches seiner eigentlichen Passion entgegenschlummerte.

So hatte Fredi also seinen Feierabend eingeläutet, hatte sich in sein neues Auto geschwungen, war in Gedanken wohl schon mit seinem Flitzer sportlich röhrend auf der Bahn zu seiner Susi, als er schnöde durch den fehlenden Schaltwiderstand in die Realität zurückgeworfen wurde. "Der Knüppel is wech!"

Der neue Schalthebel war in wenigen Minuten auf den Stummel des alten, "unsportlichen" Knüppels geschraubt. Und Fredi konnte jetzt endlich erfolgreich seinen frisch getuneten Sport-Racer auf die Piste scheuchen, was er auch umgehend tat. Ein letzter Blick zurück - und mit einem Gesichtsausdruck so um die 200 km/h verließ er das Gelände ...soweit der Käfer eine sportliche Fahrweise zuläßt.

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zum Nachsatz - bitte lesen !!!