© Erwin Timmerbeil (aka timmi)
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Mein Haus, mein Boot, mein Auto ...

Unwillkürlich mussten wir an die alte TV-Werbung denken, in der zwei Angeber sich gegenseitig „mein Haus, mein Pool, mein Boot“ um die Ohren schlugen, als er  loslegte. Aber von vorne:

Meggi und ich sassen gerade, wie immer samstags, in „unserer“ Ecke beim Lommi, als ein Pärchen mittleren Alters an unseren Tisch kam und fragte, ob sie sich zu  uns setzen dürften. Natürlich stimmten wir zu; denn wir lernen immer wieder gerne neue Menschen kennen.

„Das geht natürlich auf mich!“, stellte er weltmännisch fest, als Herr Lommerzheim frisches Päffgen an unseren Tisch brachte. Dabei tippte er mit  sonnengebräunter Hand, an der mehrere goldene Ringe mit hochkarätigen Steinen mit einem dicken goldenen Armband um die Wette blitzten, fordernd auf seinen Bierdeckel. Überhaupt schien sein maritimes Outfit eher in andere  Gefilde zu passen. Sein weisser Anzug und die dezent aus dem offenen Hemd prangende sonnenverwöhnte Brust, natürlich auch mit schwerem Goldkreuz an dicker Goldkette geziert, erinnerte doch stark an die Serie „Traumschiff“.

Als ahne er, was ich gerade dachte, erklärte er uns auch umgehend, dass er gerade eben von seiner Yacht komme, wo ihn der telefonische Hilferuf seiner alten  Freundin („Nichts Sexuelles! Eine wirkliche Freundin!“) erreicht hatte. Natürlich habe er sich sofort mit einem Hubschrauber mitten aus dem Suezkanal zum nächsten Flughafen bringen lassen, um ihr umgehend zur Seite zu stehen  und Trost zu spenden. Seine Mannschaft werde das Schiff schon sicher in den nächsten Hafen bringen.

Ja, schon früher hatte er immer ein Super-Verhältnis zu ihr gepflegt. So hätte er ihr zum Beispiel damals, als solche Geräte für Privatpersonen noch schier  unerschwinglich gewesen waren, eine richtige, grosse Sonnenbank geschenkt. Natürlich hätten sie diese auch umgehend gemeinsam ausprobiert. („Aber da war nix Sexuelles bei! Das war alles rein freundschaftlich!“)

Zwischendurch hatte Herr Lommerzheim etliche weitere Runden Kölsch gebracht und bei ihm notiert. Es gelang mir einfach nicht, mich zu revanchieren, indem ich  eine Runde auf meinen Deckel kriegte. Herr Lommerzheim übersah meine diesbezüglichen Bemühungen geflissentlich in seiner ruhigen, selbstverständlichen Art. Und mir wurde das langsam peinlich.

Unser Tischgenosse erzählte noch viele andere Anekdoten; u.a. natürlich auch von seiner Villa („Mein Haus, mein Pool, mein ... “) und von seinen vielen  Weltreisen. Währenddessen schrieb Herr Lommerzheim, unbeirrt durch alle meine Versuche das zu ändern, weiterhin Runde um Runde auf den Deckel gegenüber. Und dann kam das Essen ...

Als Herr Lommerzheim auch noch das komplette Essen - völlig unüblich - auf seinem Deckel aufschrieb, da wurde mir langsam klar, dass Herr Lommerzheim auf seine  leise Art zum Ausdruck brachte, was er von diesem neureichen Angeber hielt.

Als das Pärchen kurz nach dem Essen ging, da hatten wir noch keinen einzigen Strich auf unserem Deckel.

 

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