Mosaike

Ja, es war immer wieder schön anzusehen, was Fredi, wie wir den Helden unserer Geschichtchen ja nennen wollten, 'mal wieder völlig anders als erwartet, ja künstlerisch, zu gestalten pflegte. So verblüffte mich eines Tages ein  Badegast damit, daß er begann, von "Kunst auf der Herrentoilette" zu schwärmen. Als er mein verblüfftes Gesicht bemerkte (wenn der ganze Geist drinnen gebraucht wird, dann kann man draußen schließlich nicht viel davon  sehen.), da empfahl er mir, mir doch selbst einmal diese Kleinkunstausstellung anzuschauen. Und da ich nach Mißbrauch etlicher Tassen Tee sowieso dorthin wollte, machte ich mich umgehend auf den Weg.

Der Badegast hatte nicht übertrieben: die Urinale waren zu kleinen Kunstwerken umfunktioniert worden. Fredi hatte nicht etwa einfach, wie ich ihm aufgetragen hatte, neue Klosteine zusätzlich in die Becken geworfen, wie ich das  in meiner plumpen Art bestimmt getan hätte. Nein, weit gefehlt! Fredi war diese Aufgabe viel kreativer angegangen. Er hatte als ersten Teilschritt zum Erfolg die alten, unterschiedlich abgenutzten, inzwischen abgerundeten  Klosteine aus den Urinalen (Die Mädels mögen sich Sinn und Zweck dieser Einrichtungen bitte von einem männlichen Vertreter ihres Vertrauens erklären lassen. Auf Damentoiletten sind besagte Keramikobjekte doch immer noch recht  selten anzutreffen ...trotz aller Emanzipationsbestrebungen durch die Damenwelt.) in einen Eimer gesammelt. Dann hatte er sie sorgfältig nach Größe (Abnutzungsgrad) und Farben sortiert. Und Farben gibt es da etliche! Die  Farbpalette reicht vom leuchtenden Rot über fahles Gelb bis hin zum dunklen Blau. Auch ausgelutschte Bonbonfarben sind vertret

en. Kurzum, Fredi hatte, inzwischen wohlgeordnet, einen durchaus repräsentativen Querschnitt an Farben und Größen zur Verfügung und hatte sich ans Werk begeben.

So fand der verblüffte Besucher der Sanitärräume beim diskreten Blick nach unten nicht etwa einfach ein weißes Becken mit zwei bis drei bunten Steinchen vor. Nein, dank Fredis aufopfernder, stundenlanger Arbeit, erfreute das  Auge des sich Erleichternden nun eine wunderschöne Rose, ein grünes Segelschiff mit blauen Segeln, ein bunter Fisch und... und... und... Die Herrentoilette war zu einem richtigen kleinen Museum geworden. Unangenehm war nur, daß  sich viele Badegäste jetzt überlange dort aufhielten und die Becken nicht, wie sonst üblich, umgehend wieder frei machten für die Wartenden, die das Faustische ("der Mensch in seinem dunklen Drange") dorthin gezogen  hatte.

Ja, die Toiletten hatten es Fredi angetan. Doch davon mehr im nächsten Teil.

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