© Erwin Timmerbeil (aka timmi) |
Kräftige Figur Bereits wenige Minuten, nachdem wir es uns in „unserer“ Ecke beim Lommi bequem gemacht hatten, trafen Markus und seine Freundin ein, und belegten sofort erfreut die beiden noch freien Plätze an unserem Tisch. Schon war auch Herr Lommerzheim da und brachte frisches Kölsch. Markus hatte während seines Einkaufsbummels durch Köln einen solchen Hunger aufgestaut, dass er Hernn Lommerzheim direkt fragte: „Kann ich schon bestellen?“ Und ohne Lommis Antwort abzuwarten schob er direkt hinterher: „Ein Kotelette hätte ich gerne; mit Zwiebeln und Pommes Frites.“ Herr Lommerzheim formte sein bekanntes Schnütchen, schaute bedeutungsvoll zur noch nicht besetzten Küche hin - und fuhr wortlos fort, den frischen Kranz Päffgen zu verteilen. Markus blickte verdutzt zwischen mir und Herrn Lommerzheim hin und her: „Hat er die Bestellung jetzt aufgenommen - oder nicht?!?“ Und ich klärte ihn auf, dass es üblicherweise wenig Sinn habe, noch vor Eintreffen der Küchenmannschaft Bestellungen abzugeben. Bei der nächsten Runde versuchte Markus noch einmal, wieder genau so erfolglos, seine Bestellung bei Herrn Lommerzheim loszuwerden. Etwa eine halbe Stunde Später traf Branca, die Köchin, ein und besetzte die Küche. Das veranlasste Markus, Herrn Lommerzheim sofort wieder mit einem erneuten Bestell-Versuch zu beharken. Herr Lommerzheim nahm die Bestellung, wie immer, ohne irgend eine Miene zu verziehen zur Kenntnis. Das jedoch war Markus wohl zu unsicher, der langsam zu befürchten begann, seine Leibesfülle nicht erhalten zu können, wenn er nicht möglichst bald an Nahrung käme. Und so liess er nicht locker, Herrn Lommerzheim, der bereits einen Tisch weitergezogen war, erneut anzusprechen, wann er denn nun mit seinem Kotelette rechnen dürfe. Herr Lommerzheim würdigte ihn keines Blickes - und natürlich erst Recht keines Wortes. Die Unsicherheit, ob er denn nun bald etwas zu essen bekomme oder nicht, liess Markus umgehend an unserem Tisch eine nervige, lautstarke Tirade darüber anstimmen, wie gross sein doch Hunger sei, wie dringend er Nahrung benötige und wie sehr er leide. Langsam begann er uns allen auf den Keks zu gehen; und so versuchte ich ihn zu beschwichtigen: “Markus, Du und ich, wir haben doch nun wahrlich genug zuzusetzen. Wir verhungern so schnell nicht. Da kannst Du ganz beruhigt sein.“ Herr Lommerzheim, der stets alles, was in seinem Lokal vor sich ging, mitkriegte, der sich aber seltenst etwas anmerken liess, setzte seinen Kranz ab, kam gemessenen Schrittes zu unserem Tisch rüber und umrundete Markus einmal, ihn genauestens studierend. Dann wendete er seinen Blick zu mir und sagte in seiner knochentrockenen Art so, dass es alle hören mussten: „Ne kräftige Figur, ne?!?“ Sein feines Lächeln dabei konnte man nur der erahnen, der Herrn Lommerzheim gut kannte. Sprachs und zog mit dem wieder aufgenommenen Kranz weiter seine Runden, vom aufbrandenden Gelächter begleitet. Markus war übrigens bis zu dem Moment, wo er tatsächlich das erste Kotelette erhielt, welches die Küche dann irgendwann ausspuckte, unsicher, ob und wann er überhaupt etwas zu essen bekommen würde. Aber er traute sich halt nicht mehr, noch einmal nachzufragen |
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